Jónas Hallgrímsson (16.November 1807 – 26.Mai 1845) var ein isländischer Poet und Naturwissenschaftler. Er verfasste Bücher, Gedichte und wissenschaftliche Abhandlungen und er befasste sich auch mit Übersetzungen.

Jonas war der Sohn des Hallgrimur,Hilfspriester auf Bægisá, und Rannveig Jónsdóttir. Im Alter von neun Jahren verlor er seinen Vater, mit vierzehn wurde er gefirmt daheim in Hraun im Öxnatal. 1829 erlangte er die allgemeine Hochschulreife in der Schule in Bessastaðir (heute Sitz des Präsidenten). Drei Jahre später begann Jónas in Kopenhagen ein Rechtsstudium, sattelte dann aber auf Literatur und Naturkunde um. Jónas machte sich bald einen Namen als Naturwissenschaftler und wurde vom isländischen Staat dazu beauftragt und auch dafür bezahlt, eine Abhandlung über Island und die isländische Natur zu verfassen. Er arbeitete von 1839 bis 1842 an diesem Projekt.

Er var Verlagsredakteur bei der Zeitschrift Fjölnir, in der er viele seiner Gedichte und Abhandlungen veröffentlichte. Er übersetzte ein Astronomie-Fachbuch, welches dann in Viðey gedruckt wurde. Er war sehr kreativ und „erfand“ viele neue Worte, die es bis dahin im isländischen nicht gegeben hatte, z. B. die isländischen Worte für  elektrischen Strom, Chemie, Geologie, Sonnenfinsternis….an die 100 Worte!

1845 verstarb er in Kopenhagen an den Folgen eines Beinbruchs.

Im Jahr darauf wurde seine Gebeine nach Island überführt, waren erst in der Kirche in Bakki im Öxnatal aufgebahrt, wurden dann schliesslich am 16.November 1946 in Þingvellir beigesetzt. Dieser Tag, sein Geburtstag, wird alljährlich als „Tag der isländischen Sprache“ feierlich in Ehren gehalten.

Hier sind zwei sehr bekannte Gedichte von Jonas zu lesen:

Ich lasse grüssen

Der liebe Süd haucht Lüfte, mild und lind,
Und auf der See erheben sich zum Wandern,
Die kleinen Wellen, eine nach der andern;
Zu dir, mein Island, eilen sie geschwind.

Mit sanftem Laut grüsst, die mir teuer sind,
Im Lande dort, und die ich nun entbehre!
Küsst Wellen, mir das Fischerboot im Meere,
Umfächle schöne Wangen, Frühlingswind!

Lenzbote, treuer Vogel, der du ziehst
Hoch durch die Lüfte nach dem Sommerthal,
Um dort zu singen froh die Lieder dein;

Ein Englein in der Jacke, wenn du siehst,
Mit Mütz‘ und roter Quaste*, grüss zumal;
Dies, liebe Drossel, ist die Liebste mein! (S. 362)

* Die Werktagstracht der Isländerinnen besteht aus einem schwarzen
eng anschliessenden, vorne halb offenen Jäckchen, einem dunklen Rock,
einer bunten Schürze und – was das Charakteristische an derselben ist, –
einer kleinen, schwarzen, flach anliegenden, fast den ganzen Kopf
frei lassenden Mütze oder Calotte mit langer, seidener,
links vorne herabfallender Quaste.

Island

Island!   Gückliche Scholle, gesegnete reifweisse Mutter,
Wo sind dein uralter Ruhm,  Freiheit und Mannesthat hin?
Alles auf Erden vergeht und der Tag deiner‘ Herrlichkeit leuchtet
Gleich einem Blitz in der Nacht fern aus entschwundener Zeit.
Schön war und prächtig das Land und schneeweiss die Gipfel der Berge,
Heiter der Himmel und  blau, schimmernd erglänzte das Meer.
Da kamen ruhmvoll die Väter, die Freiheitshelden, gezogen
Fern aus dem Ost übers Meer hierher zum Lande des Glücks;
Grundeten Höfe und Häuser im Schoosse der blühenden Thäler,
Wuchsen an Stärke und Ruhm lebten zufrieden und froh.
Hoch auf dem Lavagefilde dort wo noch die Oxará  nieder
Stürzt in die Almannagjá, hielten ihr Althing sie ab.
Dort war’s, wo Thorgeir einst stand, als das Volk sich zu Christo bekannte,
Dorthin kam Gissur und Geir, Gunnar und Hédinn und Njáll.
Da ritten Helden durch’s Land und prächtige Schiffe zum Strande
Steuerten Männer volll Mut heimwärts mit Gütern beschwert. —
Nie aber bleiben wir steh´n auf dem nämlichen Standpunkt, wir Menschen –
Vorwärts müssen wir stets, soll’s mit uns rückwärts nicht gehn.
Was nun ist unser Gewinn, erworben in sechshundert Sommem ?
Haben, durchmessend die Bahn, glückliches Ziel wir erreicht ?
Schön ist und prächtig das Land und schneeweiss die Gipfel der Berge,
Heiter der Himmel und blau, schimmemd und glänzend das Meer.
Doch auf dem Lavagefilde, dort wo noch die Oxará nieder
Stürzt in die Almannagjá, hält man das Althing nicht mehr.
Nun ist des Snorri Behäusung ein Schafpferch und blau wird von Beeren
Jährlich der Hügel des Rechts,  Kindern und Raben zur Lust.
0 du junges Geschlecht und  Islands erwachsene Söhne
So sank der Vorfahren Ruhm in der Vergessenheit Grab.

Lehmann-Filhés. M. (1894)